Interview mit den Auszubildenden zum Berufskraftfahrer bei August Ernst
27.08.2020
York, 24 im 1. Ausbildungsjahr
York, wie bist Du auf die Ausbildung des Berufskraftfahrers aufmerksam geworden? Und warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
York:
Die Lkws haben mich bereits als Kind fasziniert und es war schon immer mein Wunsch, einer der Könige der Straße zu sein. Ich bin mit der Entscheidung für eine Ausbildung als Berufskraftfahrer sehr zufrieden. Man lernt im Güternahverkehr viele verschieden Leute kennen und es ist spannend, jeden Tag etwas anderes zu sehen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Abwechslung und die Lust aufs Unterwegs-Sein ausschlaggebend für mich war.
Nermin, 21 im 1. Ausbildungsjahr
Nermin, warum fiel deine Wahl auf die Ausbildung des Berufskraftfahrers und wie bist du darauf aufmerksam geworden?
Nermin:
Bereits mein Opa hat in der Spedition gearbeitet. Als Kind bin ich oft mitgefahren und habe so früh Einblicke in die Arbeit des Berufskraftfahrers sammeln können. So bin ich praktisch der Familientradition treu geblieben.
Es gab einen kleinen Ausflug in den Bereich Kfz-Mechatronik, aber in diesem Beruf habe ich mich einfach nicht gesehen. Ich mag es lieber, unterwegs zu sein und jeden Tag neue Eindrücke zu gewinnen.
Was sind die wesentlichen Inhalte Eurer Ausbildung?
York:
Im Wesentlichen besteht die Ausbildung erstmal daraus, den Führerschein zu bewältigen, der ausbildungsbedingt vom Arbeitgeber bezahlt wird.
Hier, bei August Ernst, lernen wir alles zum Thema Schüttgutverkehr. Dabei ist besonders das Fahren in der Grube spannend. Wichtig ist natürlich auch die termingerechte Abfertigung beim Abholen, Laden, Kippen und so weiter.
Nermin:
Genau. Dabei lernen wir auch alles zu Frachtpapieren, Lieferscheinen und Zollpapieren. Ladungssicherung ist bei August Ernst im praktischen Bereich weniger Thema, da wir lediglich abplanen müssen, wenn Staubgefahr herrscht. Trotzdem wird das in der Berufsschule natürlich behandelt.
York:
Zu den Lieferungen gehört es auch oft, an die Waage zu fahren, um korrekte Lieferscheindaten für die Buchhaltung aufnehmen zu können, denn wir laden auf Tonne und nicht auf Kubikmeter.
Habt ihr da viel Verantwortung?
York:
Das Wichtigste bei der Kontrolle ist eigentlich, nicht überladen zu fahren, was vorkommen kann – dafür ist der Fahrer tatsächlich selber verantwortlich. Wenn ich überladen fahre, und angehalten werde, bekomme ich das Ticket. Man muss auch mit darauf achten, ob der Sand z.B. trocken oder nass ist. Ist er trocken, müssen wir ihn abplanen, damit es bei der Fahrt nicht so staubt und es zur Verkehrsgefährdung kommt.
Wir sind momentan nur Beifahrer, da der Führerschein 3 bis 5 Monate dauert. Das beinhaltet die Anmeldung, Theoriestunden, Grundstoffstunden und 14 Lkw-spezifische Stunden. Die nächsten 7-8 Wochen sind wir also erstmal mit dem Theorie-Teil beschäftigt. Dann folgen die Fahrstunden.
Nermin:
Es ist schon angedacht, dass wir nach der Führerscheinprüfung selbst fahren, aber unsere Beifahrer fahren noch mindestens 3 Wochen mit, falls es Fragen oder Unsicherheiten gibt. Danach können wir selbstständig fahren, haben aber stets die Möglichkeit, jemanden anzurufen, wenn wir Hilfe benötigen. Generell kann man sagen, dass das 1. Lehrjahr immer begleitend ist. Ab dem 2. Lehrjahr fahren wir alleine und werden sozusagen selbstständig.
York:
Es geht ja auch nicht nur um das Fahren. Man muss einfach vieles lernen, was mit dem Ausfüllen der Papiere zusammenhängt, damit alles für die Buchhaltung korrekt ist.
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Nermin:
Bei einigen Firmen gibt es bestimmte Nummern, die man durchgeben muss oder es gibt eine Anmeldeprozedur, an die man sich halten muss. Irgendwann entwickelt sich da eine Routine und in diese wird man begleitet.
York:
Ab dem 2. Ausbildungsjahr geht’s dann so richtig in die Vollen. Man lernt aber immer dazu. Wir machen die Führerscheinklasse C/ CE, das heißt auch Sattelzug fahren, große Lkws bis 40 Tonnen. Man kann von der Dispo auf Hakenwagen eigesetzt werden, auf Tandemzug oder auf Sattelzug. Somit gibt es drei Möglichkeiten bzw. Bereiche, etwas zu lernen. Zu den unterschiedlichen Fahrzeugen kommen dann ja auch noch weitere Faktoren hinzu. Das Wetter z.B. ist unbeständig und bedingt unser Fahren. Wenn man bei trockenen Wetter durch die Grube fährt, dann ist das total entspannt. Wenn es aber nass ist, erfordert es die Differenzialsperre, damit man überhaupt vom Fleck kommt. Es ist wichtig, langsam den Lkw kennenzulernen: wie reagiert er, in welchen Gang muss ich gehen, wieviel Gas usw. – das ist nicht immer so einfach.
Ich denke, der Weg ist das Ziel und ich lerne gerne dazu. Schön ist es auch, mit den Kollegen zu sprechen, die schon länger dabei sind – die bringen 20/30 Jahre Berufserfahrung mit – ihre Tipps und Hinweise, worauf man achten sollte, sind Gold wert.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei euch aus?
York:
Das ist die beste Frage, die es gibt. *lacht* Es gibt keinen typischen Arbeitsalltag. Man kennt vielleicht vor Arbeitsantritt seine erste Tour, aber was der Tag tatsächlich bringt, weiß man nie.
Nermin:
Das liegt auch an der Individualität der Baustellen. Es gibt immer andere Lagen oder Anfahrtswege. Mal ist die Straße gesperrt und man muss einen anderen Anfahrtsweg nehmen und Umwege fahren, sich mit den Leuten absprechen. Es ist jeden Tag irgendwas anders.
York:
Es ist auch nicht so, dass ich sagen könnte, ich fahre ab jetzt jeden Tag Hakenwagen. Es kann auch sein, dass der Chef morgens sagt: „Heute fährst du Sattel.“ Daher, einen typischen Arbeitsalltag haben wir nicht. Aber das ist eben auch das Spannende an der Sache – man weiß nie, was einem am nächsten Tag oder in der nächsten Woche erwartet.
Was mögt ihr an eurer Ausbildung am liebsten?
York:
Also ich glaube, wenn man Berufskraftfahrer lernt, dann ist der Lkw das Spannendste. Dazu kommt, dass man neue Leute auf der Baustelle trifft und neue Kontakte knüpft. Egal welche Altersklasse, du lernst jeden Tag neue Leute kennen. Es gab bisher noch keinen Tag, an dem ich niemand neues kennengelernt habe. Du bist auf der Baustelle direkt per DU, das heißt, es stellt sich sofort eine familiäre Arbeitsbeziehung ein und das ist zusätzlich das Entspannte am Job.
Es ist eh wichtig, das zu machen, was einem Spaß macht. Und Lkw fahren, das macht einfach Spaß, das ist so. Natürlich ärgert man sich mal mit Autofahrern rum, das gehört leider dazu.
Und ich würde sagen, Lkw fahren ist eine Leidenschaft. Die Fahrer in unserer Firma machen das auf jeden Fall aus Leidenschaft.
Nermin:
Es kommt auch auf die Firma an, welches Gefühl man in dem Beruf hat – in unserem Betrieb ist man nicht einfach eine Nummer. Die Leute kennen sich alle und man kennt jeden beim Namen. Obwohl wir letztendlich alleine in der Kabine sitzen, entsteht trotzdem ein Wir-Gefühl und man arbeitet im Team. Man tauscht sich über Funk aus, gibt Staumeldung, damit andere den Stau umfahren können oder man gibt Tipps zu einer neuen Baustelle – wie z.B. dass man lieber rückwärts reinfahren sollte, um leichter wieder runter zu kommen, weil man dort nicht drehen kann – dann hat nachher nicht jeder dasselbe Problem.
Sogar die Leute auf der Baustelle, die nicht zur Firma gehören, sind behilflich – eine Hand wäscht die andere – wenn du freundlich bist, bekommst du es auch an jeder Stelle so zurück.
York:
Ich finde, man merkt, dass wir in einem Familienbetrieb arbeiten, denn du wirst hier wie in einer Familie behandelt. Es ist jetzt nicht so, dass man hier nur „der Lehrling“ ist, sondern gesagt wird: „Das ist einer von uns.“ Man bekommt immer Unterstützung.
Was war oder ist der wichtigste Tipp eures Ausbilders?
York:
Ganz am Anfang in der Grube ist es z.B. wichtig zu wissen, dass man guckt, wie das Wetter ist und die Fahreigenschaften des eigenen Lkws kennenlernt. Man sollte darauf achten, wie die Bodenverhältnisse sind, ob man sehr schnell einsinken könnte. Man kann da sehr schnell einen Fehler machen, darüber muss man sich einfach im Klaren sein. Das wichtigste ist einfach, dass man keine Angst hat, wenn man mal an die Klippe fährt und es da 15 Meter runter geht, sondern mit geschultem Respekt da rangeht.
Ich kann jedem empfehlen, die Ausbildung zu machen. Es macht Spaß
Nermin:
Also ich habe schon überall, hier und da mal gearbeitet, aber hier war das so, dass ich angefangen habe und die Zeit einfach so schnell vergeht, weil es mir wirklich Spaß macht.